Mittwoch, 22. Juni 2011

Harold Cobert - Ein Winter mit Baudelaire

Angaben zum Buch

Autor: Harold Cobert
Titel: Ein Winter mit Baudelaire
Originaltitel: Un hiver avec Baudelaire
Erscheint: August 2010
Verlag: Pendo
ISBN10: 3866122586
ISBN13: 978-3866122581
Seitenanzahl: 288

Autorenportrait 

Harold Cobert, 1974 in Bordeaux geboren, hat Literatur studiert. Nach einem Surfunfall im Alter von zwanzig Jahren begann er zu schreiben. Er ist Theater-, Film- und Fernsehautor und hat in Frankreich unter anderem eine Reihe Essays über Mirabeau veröffentlicht. EIN WINTER MIT BAUDELAIRE ist sein erstes Buch, das auf Deutsch erscheint.

Quelle: Klappentext

Inhaltsangabe

Es wird Herbst in Paris, als Philippe den Boden unter den Füßen verliert. Nach der Trennung von seiner Frau zwingt sie ihn, die gemeinsame Wohnung zu verlassen, und verwehrt ihm den Kontakt zu seiner Tochter. Als wenig später sein Arbeitsvertrag nicht verlängert wird, ist das der letzte Schritt, der ihn in den Abgrund stürzen lässt. Das Leben auf der Straße droht ihm den Rest seiner Würde zu nehmen. Doch dann begegnet er Baudelaire, der ihn mit beständigem Optimismus und treuem Hundeblick auf vier Pfoten zurück ins Leben führt. Dank ihm und mithilfe des einfallsreichen Kebab-Verkäufers Bébère und der weisen Toilettenfrau Sarah findet Philippe den Mut für einen Neuanfang. Und auf einmal scheint der Tag, an dem er seine Tochter wieder in die Arme schließen kann, gar nicht mehr so fern.

Quelle: Klappentext

Mit meinen Worten

Philippes Leben fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen, als seine Frau ihn nach der Scheidung vor die Tür setzt. Seine größte Angst ist, seine kleine Tochter nicht sehen zu dürfen. Doch seine Frau hat zur Bedingung gemacht, dass er seine Tochter an den Wochenenden erst zu sich holen darf, wenn er eine eigene Wohnung hat. Doch der Gedanke daran rückt in weite Ferne, als er auch noch seine Arbeit verliert.
Das Geld wir knapp und schließlich bleibt ihm nichts mehr als die Kleidung, die er am Leib trägt. Von nun an führt Philippe ein Leben auf der Straße.

Harold Cobert hatte sich schon nach wenigen Seiten in mein Herz geschrieben. Schonungslos aber sehr einfühlsam beschreibt er Stufe um Stufe Philippes Abstieg. Ich hatte beim Lesen immer einen Kloß im Hals und habe mich gefragt, ob es tatsächlich möglich ist, so schell so tief zu fallen. Dieses beklemmende Gefühl bin ich die ganze Zeit über auch nicht mehr losgeworden.

Durch diesen Roman hat sich meine ganze Sichtweise völlig umgestellt. Dem Roman lag ein Schreiben vom Autor an die Buchhändler bei, wo unter anderem zu lesen ist: "Schlimmer als das Leben auf der Straße, das Elend und die Gewalt ist es, in den Blicken der anderen nicht mehr zu existieren. Auf ein unsichtbares Etwas reduziert zu werden." 


Diese Sätze haben mich nach Beenden des Buches den ganzen Nachmittag nicht mehr losgelassen. Wie reagiert man selber, wenn einem ein Obdachloser zu nahe kommt? Als erstes stellt sich der Fluchtreflex ein, weil diese Menschen nicht mehr die Möglichkeit haben, sich so sauber zu halten, wie es für uns selbstverständlich ist. Schon der Geruch stößt uns ab. Viele von ihnen haben zusätzlich noch eine Alkoholfahne, weil das Leben auf der Straße ohne Alkohol kaum zu ertragen ist. Aber kaum einer fragt sich, warum diese Menschen letztendlich überhaupt auf der Straße gelandet sind ...

Als Philippes Freund sich von ihm abwendet, hat mich das sehr betroffen gemacht und das Schlimme ist, dass ich es trotzdem nachvollziehen konnte. Nicht nachvollziehen hingegen konnte ich das Verhalten von Philippes Exfrau und ihren Eltern. Dem Vater das Kind vorzuenthalten und dann auch noch wegzuziehen ohne eine Adresse zu hinterlassen, das ist das Allerletzte.
Erst als Philippe dann auf Baudelaire trifft und dieser Hund ihm zeigt, dass es sich zu leben lohnt, fasst er wieder Mut und bekommt sogar unerwartete Unterstützung.

Durch die kurzen Kapitel hatte ich das Gefühl, dass die Seiten nur so an mir vorüber flogen - dabei hätte ich liebend gerne noch viel mehr gelesen. Dieser Roman geht unter die Haut und lässt den Leser sehr nachdenklich zurück. Ich kann nichts anderes als fünf Sterne für dieses Werk vergeben und hoffe, in Zukunft noch viele Bücher von diesem Autor lesen zu dürfen.

© M. Schulte  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen